Lose Gedanken als Notiz

Wer aktiv twittert und dennoch oder trotzdem in Frieden leben will, tut meines Erachtens gut daran, folgende Erkenntnisse zu akzeptieren:

  • Konfliktofferten, die via Twitter unterbreitet werden, führen fast zwangläufig in die Destruktion. Wer diesen Weg wählt, muss sich unterstellen lassen, an destruktiven Konfliktverläufen interessiert zu sein, daraus beispielsweise politisches Kapital zu schlagen. Grund eins: Die Missverstehensanfälligkeit der Twitter-Kommunikation ist offensichtlich (Zeichenbeschränkung, Problematik der Kontextualisierung usw.). Grund zwei: Zudem verbreitert Twitter die "Konfliktbühne" ständig, Freundesfreunde fühlen sich rasch aktiviert und agieren mit. Dieser Mechanismus wirkt als Brandbeschleuniger, als Eskalationstreiber (und ist konflikttheoretisch hinreichend beschrieben).
  • Sind Missverständnisse einmal zustande gekommen und sind diese a) bereits emotional aufgeladen sowie b) repetitiv kommuniziert, gibt es nichts Ungünstigeres als Klärungsversuche via Twitter. Ab einem bestimmten Punkt fortgeschrittener Eskalation führt ein Mehr an "Klärung" nicht zu einem Mehr an Verstehen und schon gar nicht zu einem Gewinn an Verständnis.
Twitter ist meines Erachtens "nur" eine Oberfläche, ein Verweisungshorizont, mit zahllosen Labels, die auf ein Dahinter verweisen. Verwiesen wird auf Artikel, Bücher, Videos, politische Programme, aber auch auf Diskurse, Debatten und Beziehungsofferten. Twitteristi kommunizieren allerdings oft so, als wäre das Dahinter ignorierbar. Oder anders formuliert: Twitteristi neigen dazu, Twitter sozial zu überfordern. Denn wenn eine kommunikativ anspruchsvolle Klärung nötig wird, kann sie prinzipiell nicht (oder nicht ausschliesslich) auf der Twitter-Oberfläche stattfinden.

Mögliches Fazit
  1. Akzeptiere keine Konfliktofferten, die dir via Twitter unterbreitet werden. Wer mit dir eine Auseinandersetzung führen will, soll dazu die geeigneten Wege wählen.
  2. Handle niemals nach dem Prinzip, wonach mehr Kommunikation zu mehr Klärung führe.
  3. Entziehe dich kommunikativen Endlosschlaufen, ignoriere und blockiere im Zweifelsfall